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Struktur des Neofaschismus

Vordergründig wirkt die neofaschistische Szene zersplittert. In Wirklichkeit sind diese Organisationen und Strömungen untereinander verflochten, und ihre Anführer kämpfen um die Vorherrschaft im eigenen Lager. Sie haben unterschiedliche inhaltliche und taktische Schwerpunkte und Ausdrucksformen, die durch zahlreiche Medien an verschiedene Zielgruppen herangetragen werden. In einzelnen Regionen sind sie besonders gut verankert. Im Kern streben sie alle eine faschistische »Volksgemeinschaft« an.

Was diese Ausstellung will

Hörstation

In Deutschland werden Menschen beschimpft, geschlagen oder ermordet, weil sie aufgrund ihrer Herkunft, ihres Aussehens oder ihrer Lebensweise nicht in das Bild passen, das Nazis vom »Deutschen« haben.
Über 180 Todesopfer hat die neofaschistische und rassistische Gewalt seit 1990 bereits gefordert, möglicherweise ein Mehrfaches davon – weil Hinweise auf neofaschistische Tatmotive nicht verfolgt wurden.
Die Ausstellung will dazu beitragen, dass Neofaschismus nicht auf Dauer zum Alltag gehört. Sie informiert über dessen Ideologie und Praxis und benennt Ursachen für die Ausbreitung rassistischen, nationalistischen und militaristischen Denkens und Handelns.

Die Begriffe »Rechtsextremismus«, »Rechts­radikalismus« usw. unterstellen, dass es sich um eine politische Randerscheinung unter vielen ­handelt. Der konkrete historische Hintergrund wird vernachlässigt.
Wir verwenden stattdessen die ­international ­üblichen Begriffe »Faschismus« und »Neo­faschismus«.
Wir wollen damit deutlich machen, dass sich diese politische Bewegung in ihrem Wesen nicht von ihren historischen Vorbildern seit Ende des Ersten Weltkrieges unterscheidet.

Faschismus als Bewegung –
Faschismus an der Macht

Ab 1918 organisierten sich in allen europäischen Ländern faschistische Kampfverbände, Terrorgruppen und Parteien. Ende der 1920er Jahre setzte sich in Deutschland Adolf Hitlers NSDAP zunehmend durch und gewann Massenunterstützung.
1933 wurde ihr mit Hilfe wichtiger Vertreter der Industrie, konservativer Politiker und Militärs die Macht übertragen. Der Terror gegen politische Gegner und alles von ihnen als »undeutsch« Diffamierte begann sofort. 1939 überfiel Nazi-Deutschland Polen und begann so einen imperialistischen Raub- und Vernichtungskrieg mit nie dagewesenen Massenverbrechen und Völkermorden.

Völkischer
Nationalismus

Hörstation

Ab 1918 organisierten sich in allen europäischen Ländern faschistische Kampfverbände, Terrorgruppen und Parteien. Ende der 1920er Jahre setzte sich in Deutschland Adolf Hitlers NSDAP zunehmend durch und gewann Massenunterstützung.
1933 wurde ihr mit Hilfe wichtiger Vertreter der Industrie, konservativer Politiker und Militärs die Macht übertragen. Der Terror gegen politische Gegner und alles von ihnen als »undeutsch« Diffamierte begann sofort. 1939 überfiel Nazi-Deutschland Polen und begann so einen imperialistischen Raub- und Vernichtungskrieg mit nie dagewesenen Massenverbrechen und Völkermorden.

»Die Menschen leben in Völkern als organisch gewachsenen Gemeinschaften körperlich, geistig und seelisch verwandter Menschen mit gemeinsamer Sprache und Kultur, Geschichte, Tradition und Abstammung. Völker sind konkrete Lebenserscheinungen, während es ›den‹ Menschen als solches gar nicht gibt. (…) Der Mensch existiert nur in seiner je unterschiedlichen ethnisch-kulturellen Prägung und damit als Angehöriger eines bestimmten Volkes. (…) Eine vereinte Menschheit gab es nie, gibt es nicht und wird es nie geben.«

Aus: Wortgewandt. Argumente für Mandats- und Funktionsträger, Herausgeber: NPD-Parteivorstand, 2. Auflage 2012, S. 20 f.

 

Abschaffung der
Demokratie

Das faschistische Gesellschaftsmodell ist der »Führerstaat«, in dem ausschließlich »Eliten« bestimmen. Neofaschisten wollen alle demokratischen Grundrechte wie Freiheit, Gleichheit und Selbstbestimmung beseitigen. Wer sich nicht einordnet, wird ausgegrenzt und verfolgt.

 
Rassismus

Hörstation

Neofaschisten ordnen Menschen angeblichen Rassen mit unterschiedlichem Wert zu. Das zeigt sich heute oft in der Abwertung anderer Kulturen und der Unterstellung fehlender »Integrationsfähigkeit« von Migranten.
Antisemitismus, Antiziganismus und Islamfeindschaft sind besondere Formen des Rassismus. Neofaschisten schüren Hass, sie verharmlosen oder leugnen die NS-Verbrechen und schänden Gräber und Gedenkstätten.

Soziale
Demagogie

Neofaschisten geben sich als Vertreter der »kleinen Leute« oder gar als soziale »Revolutionäre« aus. Einige verkünden klar marktradikale Positionen und wollen die Rechte von sozial Schwachen weiter einschränken. Gewerkschaften und linke Organisationen werden bekämpft.

»Gegen Hedge- und Staatsfonds! Wir schaffen Arbeit durch eine nationale Industrie­politik, die den Aufkauf gesunder Unternehmen durch Hedgefonds unterbindet und das Primat des langfristig orientierten Investitionskapitals gegenüber dem raffgierigen Spekulatonskapital sicherstellt. Die meist angel­sächsischen Private Equity Fonds sind die ›Jäger und Sammler‹ des Finanzkapitalismus. (…) Bei der Globalisierung handelt es sich um das planetarische Ausgreifen der kapitalistischen Wirtschaftsweise unter der Führung des Großen Geldes. Dieses hat, obwohl seinem Wesen nach nomadisch und ortlos, seinen politisch-militärisch beschirmten Standort vor allem an der Ostküste der USA.«

 Aus: Wortgewandt. Argumente für Mandats- und Funktionsträger, Herausgeber: NPD-Parteivorstand, 2. Auflage 2012, S. 26, S. 31

 
Geschlechterdiskriminierung

Hörstation

Neofaschisten versuchen Männer und Frauen durch die Zuordnung von Geschlechterrollen zu disziplinieren und in ihr völkisches Weltbild einzubinden. Frauen werden auf eine letztlich dienende und Männer auf eine führende Rolle festgelegt.
Das freie Ausleben der sexuellen Orientierung wird abgelehnt.

Krieg und
Gewalt

Neofaschisten befürworten Gewaltanwendung innerhalb der Gesellschaft und gegenüber anderen Staaten. Jedes Jahr begehen sie hunderte von Gewaltverbrechen gegen politische Gegner, Migranten und »Volksfeinde« und schrecken auch nicht vor systematischem Terror zurück.
Krieg ist für sie ein notwendiges Mittel für das Überleben des eigenen Volkes und zur Durchsetzung eines damit verbundenen Herrschaftsanspruchs.

»Die Wehrmacht war die Armee des damaligen Deutschlands, in dem im weltgeschichtlichen Ringen der Jahre 1939 bis 1945 unsere Väter und Großväter dienten. Sie waren Soldaten, weil sie schlicht und ergreifend zum Waffendienst eingezogen wurden und weil sie fast alle der Überzeugung waren, ihre Heimat gegen eine feindselige Weltkoalition zu verteidigen. (…) Die Waffen-SS – nicht zu verwechseln mit Totenkopfverbänden der Konzentrationslager – war eine Elite-Formation, deren Tapferkeit und Ritterlichkeit selbst von vielen Kriegs­gegnern immer wieder betont wurde.«

Aus: Wortgewandt. Argumente für Mandats- und Funktionsträger, Herausgeber: NPD-Parteivorstand, 2. Auflage 2012, S. 54

Großdeutschland/
Revanchismus

Neofaschisten negieren die völkerrechtlichen Grenzen Deutschlands und erheben Ansprüche auf Territorien von Nachbarstaaten. Hinter einer EU-kritischen Position verbirgt sich die grundsätzliche Ablehnung des gleichberechtigten Zusammenlebens der Menschen in Europa.

»Für jeden geschichtlich etwas Bewanderten steht außer Frage, daß es sich bei dem Gebiet der früheren DDR um das historische ›Mitteldeutschland‹ und nicht um ›Ostdeutschland‹ handelt, das östlich von Oder und Neiße liegt. (…)Von Mitteldeutschland zu reden und an das heute polonisierte Ostdeutschland zu erinnern, zielt nicht auf eine aktive Politik der Grenzrevision ab, sondern ist schlicht eine Frage der historischen Wahrhaftigkeit. (…) Eine deutsche Regierung müßte die Vergabe sämtlicher Geldmittel an Warschau und Prag von der Erfüllung der Forderungen der Vertriebenen und einem Eingeständnis historischer Schuld seitens der Vertreiberstaaten abhängig machen.«

Aus: Wortgewandt. Argumente für Mandats- und Funktionsträger, Herausgeber: NPD-Parteivorstand, 2. Auflage 2012, S. 55 f.

 
Westgeschichte

Ehemalige Nazis und Mitläufer haben nach 1945 in Westdeutschland die Möglichkeit gehabt, wichtige Positionen in Staat und Gesellschaft wieder zu besetzen. Ein konsequenter Bruch mit den Inhalten und Werten des NS-Regimes wurde trotz des demokratischen Gegenentwurfs »Grundgesetz« versäumt. So konnten sich auch offen neofaschistische Organisationen in einem Klima der Akzeptanz neu etablieren. In den 1960er Jahren begann eine zunehmend kritische gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem NS-Regime.

 
Ostgeschichte

Nach 1945 wurden in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR Nazis und Kriegsverbrecher enteignet, verfolgt und aus dem Staatsdienst entfernt. Rassistische und antisemitische Einstellungsmuster wurden aber unterschätzt, weil man glaubte, mit der neuen Gesellschaft die Wurzeln des Faschismus beseitigt zu haben. Nach 1989 setzten sich neofaschistische Organisationen in den neuen Bundesländern erfolgreich fest und profitierten vom Zusammenbruch der DDR. Heute sind im Osten Deutschlands Rassismus und ein autoritäres Staatsverständnis stärker verbreitet als in Westen.

Inhaltliche
Schnittmengen

Hörstation

Neofaschistische Ideologie wird nicht im luftleeren Raum propagiert. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gegenüber Juden, Sinti und Roma, Migranten, Muslimen, Frauen, Homosexuellen, Obdachlosen und Erwerbslosen ist bei erheblichen Teilen der Bevölkerung verbreitet. An diese Vorurteile knüpfen in populistischer Manier auch immer wieder Politiker aus demokratischen Parteien sowie Medien an und öffnen so Spielräume für Neofaschisten.

Organisatorische
Überschneidungen

In Netzwerken, Stiftungen und Traditionsverbänden treffen Neofaschisten und Konservative aufeinander und kooperieren. Sie publizieren gemeinsam in Print- und Online-Medien. Gemeinsame Feindbilder und Ähnlichkeiten im Geschichtsbild verbinden sie mehr oder weniger stark.

 
Rechtspopulismus

In ganz Europa gewinnen rechtspopulistische Parteien und Organisationen zum Teil große Anhänger- und Wählerschaften. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie durch starke Vereinfachung und Konzentration auf wenige Themen, insbesondere durch EU- und Islam-Feindschaft, diffus Stimmung »gegen das System« machen. Inhaltlich und personell überschneiden sie sich mit dem Neofaschismus.

Nazis in der
Popkultur

Mit Anspielungen auf den Nazismus wird international viel Geld verdient. In Filmen, Computerspielen und in anderen Medien werden Wehrmacht, SS und Nazis häufig dargestellt und dabei geschichtliche Bezüge verdreht. Die Verbrechen des NS-Regimes werden ignoriert, Gewalt und Soldatentum verherrlicht.

 
Finanzierung

Hörstation

Die Hauptfinanzquelle der NPD ist der Staat. Wahlkampfkostenerstattungen und die Finanzierung der Landtagsfraktionen sind entscheidend für die Handlungsfähigkeit dieser wichtigsten neofaschistischen Partei. Rechtspopulistische Bewegungen profitieren in viel höherem Maße von privaten und Unternehmensspenden. Zahlreiche Aktivisten sind in scheinbar unpolitischen Geschäftsfeldern aktiv.

Tolerierung und
Verbote

Hörstation

Neofaschistische Gruppierungen, besonders Parteien, nutzen die demokratischen Rechte aus, die sie letztlich abschaffen wollen. Von 1951 bis heute wurden in über 100 Fällen neofaschistische Gruppen in der Bundesrepublik regional oder überregional verboten.
Dennoch werden Neonazi-Demonstrationen seit Jahrzehnten von der Polizei geschützt.
Dass nicht konsequent gegen sie vorgegangen wird, erweckt immer wieder den Anschein ihrer Normalität und Legitimität. 50 Jahre nach Gründung der NPD scheint ihr Verbot endlich möglich zu sein.

 
Antifaschismus

Hörstation

Antifaschismus lebt von seinen vielfältigen Aktionsideen: Gedenkstättenbesuche können historisches Wissen vermitteln. Antifaschistische Demonstrationen und Blockaden, aber auch Einspruch gegenüber rassistischen Äußerungen, bieten Neofaschisten und ihrer menschenfeindlichen Ideologie Paroli.

 
Was ist die VVN-BdA?

Männer und Frauen des Widerstandes, Verfolgte und Opfer des NS-Regimes gründeten 1947 die »Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes«. 1971 öffnete sich die Organisation für jüngere Mitglieder als »VVN – Bund der Antifaschisten«. Sie ist die größte überparteiliche und generationenübergreifende antifaschistische Organisation in Deutschland.

Verleihbedingungen, Schulungen, Termine

Die Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ kann ausgeliehen werden. Ihre früheren Fassungen wurden bereits in zahlreichen Bürgerhäusern, Rathäusern, Gewerkschaftshäusern, Kirchengemeinden, Jugendzentren, Kulturzentren, Schulen, Universitäten, Parlamenten und anderen öffentlichen Räumen gezeigt.

Die Ausstellung besteht aus 19 Tafeln im DIN A1-Format (59,4cm x 84,1cm) auf PVC-Folie und zwei größeren Bannern auf Stoff (240cm x 170cm und 120cm x 85cm). Es kann auch eine Fassung in DIN A2 (42,0cm x 59,4cm) ausgeliehen werden, mit entsprechend verkleinerten Stoffbannern (170cm x 120cm und 85cm x 60cm). Tafeln und Banner sind robust. Sie sind mit Schienen und Haken versehen und können somit problemlos gehängt werden.

Die Ausleihgebühr beträgt 100,00€ pro Verleihwoche. Der Versand erfolgt per Post und kostet 13,90€.

Wenn Sie Führungen durch die Ausstellung organisieren wollen, können Wie für ihre Aktiven eine Schulung mit uns vereinbaren.

Für weitere Informationen, Werbematerial und Terminabsprachen wenden sie sich an die
Bundesgeschäftsstelle der VVN-BdA,
Magdalenenstr. 19
10365 Berlin,
Telefon: 0340-29784174



Materialien

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